Am 10.07.2015 erschien im „Gießener Anzeiger“ auf der ersten Seite der Artikel „Kükenschreddern hört auf“. Zwei weitere Beiträge auf  Seite zwei der Zeitung beschäftigten sich mit dem gleichen Thema. Man begrüßte sehr, dass das „barbarische Kükenschreddern“ von millionen männlichen Küken nun bald durch gesetzliche Verbote beendet werden sollte. Das veranlasste mich zur Übersendung des nachfolgenden Leserbriefes an den Gießener Anzeiger. Einige Tage später erhielt ich die Nachricht der Kulturredaktion, dass der Abdruck abgelehnt würde.

Nachfolgend mein Leserbrief und die Frühlingslied-Satire „Babyschreddern im Ort“:

 

Leserbrief

 an den "Gießener Anzeiger" vom 10.07.2015

 

Barbarisch nennt der Kommentator Christoph Cuntz das Kükenschreddern. Und tatsächlich, es ist barbarisch. Ich hoffe, dass diesem schrecklichen Treiben bald ein Ende bereitet werden kann!

Und doch bin ich immer wieder erstaunt, dass sich keine „Tierschützerstimmen“ erheben, um sich der vielen tausend geschredderter Babys anzunehmen, die in unserer Wohlstandsgesellschaft noch viel barbarischer hingerichtet werden. Und das, obwohl wir Menschen doch genau genommen – vom Affen abstammend – offensichtlich auch Tiere sind!???

Dieser Gedanke hat mich aufs Schnelle zu den nachfolgenden Reimen verleitet. Bitterböse Zeilen? Ja, tatsächlich! Was da in Krankenhäusern (und anderswo) durch Männer, Frauen und insbesondere Ärzte, die dem Leben verpflichtet sind, geschieht, ist bitterböse!

Ich weiß, dass meine Satire, die in Anlehnung an Georg Kreisler’s „Taubenvergiften im Park“ entstand, manche Frau, die aus echter Not (!) heraus abgetrieben hat, verletzen wird. Aber genau diese sind nicht Adressat meines Gedichtes.  Deshalb bitte ich solche Frauen hier schon um Verzeihung und Verständnis. Aber vielleicht hat diese Satire ja unseren  tierlieben „TierschützerInnen“ und solchen Betroffenen, die vor einer „Schredderentscheidung“ stehen, etwas zu sagen.

 

 

 

 

Babyschreddern im Ort

Eine Frühlingslied-Satire

(unter Anlehnung an Georg Kreislers „Taubenvergiften im Park“)

 

Liebling, der Frühling wird wunderschön,

da bleiben wir nicht gern im Haus;

wir wollen bald wieder ins Grüne gehn,

in die wärmenden Tage hinaus!

Doch da stören halt Bursche und Mäderl

ein unförmiges, rundes Paketerl.

Wie kann man auch schmusen im grünen Klee

und der Bauch ist so dick und tut auch noch weh.

 

Schau, die Sonne brennt heiß,  unsre Kleidung ist karg,

doch dein Bäuchlein, es stört bei der Liebe so stark.

Dabei ist der Tag doch so schön und so klar,

und da bekommst du ein Kind übers Jahr?!

Ei Schatz, da kommt mir die gute Idee:

bald sitzen wir wieder liebend im Klee.

Doch zuvor gehn wir Shreddern im Ort

und schaffen den Liebling schnell fort.

 

Wo kriegen wir schnell nur den Schredder her?

Ach, ich glaube, das ist nicht so schwer.

Er steht ja ums Eck, dort im Krankenhaus,

dort schreddert die Ärztin die Babys aus.

Komm, Schatz, schnell lass uns zur Ärztin gehn,

sie ist sehr versiert, gleich ist es geschehn.

Sie schreddert gekonnt, sie schreddert schon lange,

da ist’s mir um den Erfolg nicht bange.

 

Ja, das Leben, das Leben, das Leben sind wir;

gehn wir Babyschreddern im Ort!

Kann’s geben im Leben ein größ‘res Plaisir

als das Babyschreddern im Ort?

 

Hans und Gretel, sie lieben die Kasse,

denn die zahlt ja zum Schreddern die Masse.

Und ihre Herzen sind froh und sie lieben den Sport,

jetzt treiben sie Sex dort am Ort.

Doch „rundet“ sichs wieder, Verhütung versagt,

dann ist halt aufs Neue angesagt:

Gehn wir Babyschreddern im Ort!

 

© Martin Volpert, 10.07.2015